Es war Hegel, der die paradoxe Formel des Kunstwerks im ästhetischen Regime der Kunst aufgestellt hat: das Werk ist die materielle Inskription einer Differenz des Denkens zu sich. Dies beginnt mit der erhabenen Schwingung des Denkens, das vergeblich seinen Verbleib in den Steinen der Pyramide sucht; es setzt sich fort in der klassischen Umklammerung der Materie mit einem Denken, dem es nur um den Preis seiner eigenen Schwäche gelingt, sich zu verwirklichen; weil die griechische Religion der Innerlichkeit beraubt ist, kann sie sich idealerweise in der Perfektion der Gottesstatue ausdrücken: es ist schließlich die Fluchtlinie der gotischen Turmspitze, die dem unerreichbaren Himmel entgegenstrebt und so den Zeitpunkt ankündigt, an dem – das Denken ist endlich bei sich –, die Kunst aufgehört haben wird, ein Ort des Denkens zu sein. Zu sagen, dass die Kunst widersteht bedeutet also, dass sie ein ständiges Versteckspiel zwischen der Kraft der sinnlichen Äußerung der Werke und ihrer Bedeutungskraft ist. Nun hat dieses Versteckspiel zwischen dem Denken und der Kunst aber eine paradoxale Konsequenz: die Kunst ist Kunst – sie ist widerständig in ihrer Natur als Kunst, insofern sie nicht das Produkt des Willens, Kunst zu machen ist, insofern sie etwas anderes als Kunst ist.– Jacques Rancière: "Ist Kunst widerständig?" (2004)
Moskenstraumen
Kunst und Zeitgeist
26. Januar 2011
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